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 Corax
blackmonkey Offline




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09.11.2007 09:29
RE: Auch die Bundeswehr hat ihre gute Seite Antworten

Als werdender Versorger ging die Reise nach Sylt. Wir sollten lernen, wie man eine Schreibmaschine bedient, oder wie man es schafft die Zeit Tod zuschlagen. Aber darum geht es hier nicht. Der Herbst zeigte sich von seiner schönsten Seite. Der Wind wurde langsam stärker und die Zugverbindung zum Festland stellte die Bahn ein. Immer wenn der Wind zu stark wird, geschieht dieses, nur es kam noch Vollmond hinzu und anlandiger Wind. Die Insel wurde immer „kleiner“ und das Meer sagte „Hallo“. Die Nächte wurden für so manchen zur Geduldsprobe, erst recht da einige von ihnen aus Gegenden kamen, die zwar Wasser hatten, aber nur von oben, oder aus diesem Hahn. Wie jeden Abend in der Zeit meldete ich mich am Eingang ab und begann zu gucken, wie der Deiche so aussieht. Der wirkliche Grund war, das Gejammer von einigen ging mir auf die Nerven. Wenn sich erwachsene Männer benehmen wie ein Kindergarten, es war kein Schiff, auf dem wir waren, sondern eine Insel!

Aus der Kantine nahm ich meine Thermoskanne mit heißem Kakao (der Schuss kam immer erst außerhalb der Kaserne hinein) mit, der Kaleu grinste immer und brabbelte so was wie „schwimm nicht zu weit raus“. Doch er währe gerne mit gekommen.
Die schmalste Stelle von Sylt erreichte nun interessante Ausmaße, denn vor meiner Bank war Wasser und hinter meiner Bank war auch Wasser. Auf dieser Bank saß auch immer wer. Und als ich daneben platz nahm. „Moin“, „johh“, „sieht gut aus“, „och“ dann eine lange Pause. „könnte nass werden“, „nöö“ und dann weiter „is schon“ diesmal dauerte die Pause etwas länger „aber morgen“ „johh“

Nicht das mich jemand falsch versteht, das war so die Kommunikation von ca. 3 Stunden. Zwischen drin haben wir auch mal einen Schluck aus der Thermoskanne des anderen genommen und so vergingen die Stunden. Tee trinken bei Windstärke 9-10 ist genauso schwer, wie erst einmal den Tee einschenken, denn man muss ja den Wind mit berechnen und hoffen, dass er weder stärker noch schwächer wird, denn beides würde dazu führen, dass der Tee den Becher nicht trifft.

„Wenn du tied has, min Fruh brocht die!“ „hat komisch Schmerzen“ „johh“

Obwohl seine Frau kurz davor war, ein Kind zu bekommen, musste er auf den Deich. Er wusste wie er später sagte, dass er mich hier irgendwo finden würde, er hatte nur gehofft, dass ich etwas älter sei. Ich sollte nicht das Kind auf die Welt holen, ich sollte nur kommen und der Frau durch etwas Energie geben die Schmerzen am Rücken lindern. Die Alte Frau vom Pastor hatte erzählt, dass jemand auf die Insel gekommen sei, den man fragen könnte.

„Wo blebt ihr so lang?“ „ deh ist ja noch grun hintern ohrn!“ (Gleich nach der Schule ging es zur Bundeswehr und auch mein damaliger Vollbart machte mich nicht wirklich viel älter)
Zwei Stunden später machte ich mich zwar müde, aber mit der Sicherheit etwas getan zu haben auf den Weg zurück in die Kaserne. Zwei Wochen später kam das Mädchen zur Welt. In der Kaserne erzählte ich nur, dass der Deich noch halten wird und morgen der Wind bestimmt wieder weniger wird, also kann man auch bald wieder die Insel verlassen.
Ich dachte, ich hätte wegen meines wenigen Schlafes komisch ausgesehen, die meisten anderen aus der Kaserne saßen auf gepackten Sachen, weil sie Angst hatten, die Insel läuft einfach mal so voll, sie hatten kein Auge zu gemacht.
Doch der Kaleu grinste nur als er mich sah. Im hatte es sichtlich Spaß gemacht, das Gerücht zu verbreiten, mich hätten bestimmt die Fluten mitgerissen, denn die Bank war ja leer und nur mein Rucksack stand noch da.

Je mehr man weiß, um so mehr erkennt man, das man nicht weiß!
(frei nach Sokrates)

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